Soziale Bewegungen prägen zeitgenössische Gesellschaften. Dieser Beitrag diskutiert die wesentlichen Erkenntnisse der internationalen Bewegungs- und Protestforschung und ordnet den Forschungsstand ein. Das Ziel ist es, die Aufmerksamkeit sozialwissenschaftlicher Forschung verstärkt auf Politik „auf der Straße“ zu lenken. Dabei fokussiert der Artikel auf vier zentrale Fragestellungen: die definitorische Annäherung an das Phänomenon (was sind soziale Bewegungen?), ihre Formierung (wann und warum entstehen soziale Bewegungen?), ihre Aktionsformen (wie agieren soziale Bewegungen?) sowie ihre Auswirkungen (welchen Einfluss haben soziale Bewegungen?). Abschließend plädiert der Beitrag für eine enge Verknüpfung von Bewegungs- und Protestforschung mit der Parteienforschung und der politischen Soziologie. Protest ist nicht bloß l’art pour l’art: Ohne eine Bezugnahme auf Parteipolitik und Gesellschaftsanalyse bleibt das Verständnis von sozialen Bewegungen begrenzt. Andererseits würde die Analyse von (Partei‑)Politik und gesellschaftlichen Makro-Entwicklungen von einer verstärkten Berücksichtigung sozialer Bewegungen profitieren.
Weisskircher, Manes (2022) Politik auf der Straße? Zum Forschungsstand zu sozialen Bewegungen, Protest und Zivilgesellschaft [Politics on the Street? The state of the art in the study of social movements, protest, and civil coeity], Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft. DOI: 10.1007/s12286-022-00542-8.